Mit der Fußgängerbrücke in Albstadt-Ebingen wurde ein neues Kapitel im Brückenbau aufgeschlagen: Es handelt sich um die erste Brücke weltweit, die vollständig aus Carbonbeton hergestellt wurde – eine echte Pionierleistung, die die Zukunft des Bauens aufzeigt.

Die Brücke überspannt das Flüsschen Schmiecha im Zentrum von Albstadt-Ebingen und wurde im Oktober 2015 offiziell eröffnet. Mit einer Spannweite von 15 Metern und einem filigranen Querschnitt fügt sich die Konstruktion elegant in ihre Umgebung ein. Möglich wurde dieses schlanke Design durch den Einsatz unseres solidian GRID, einer korrosionsfreien Carbongitterbewehrung.

Besondere Merkmale

Dank der hervorragenden Materialeigenschaften des Carbonbetons konnte vollständig auf konventionelle Stahlbewehrung verzichtet werden. Carbon ist nicht nur leichter als Stahl, sondern auch deutlich zugfester und dauerhaft korrosionsbeständig. Dadurch konnte die Betondeckung auf nur 15 mm reduziert werden – das Ergebnis: eine extrem leichte und zugleich robuste Konstruktion mit einer Gesamtbreite von lediglich 1,8 Metern.

Die Oberfläche wurde speziell behandelt, um eine rutschhemmende Struktur zu gewährleisten. Die Wartungsfreiheit des Carbonbetons macht das Bauwerk besonders wirtschaftlich über den gesamten Lebenszyklus hinweg.

  • Bewehrung: solidian GRID Q85/85-CCE-21
  • Projektpartner: Max Bögl, Knippers Helbig, TU Dresden
  • Besonderheit: Erste vollständig carbonbewehrte Brücke weltweit

Nachweis der Leistungsfähigkeit

Zur Validierung der Tragfähigkeit wurde ein Brückenprototyp in Originalgröße unter realitätsnahen Bedingungen getestet. Die Traglast lag bei beeindruckenden 62 Tonnen – ein Wert, der sogar die rechnerisch ermittelte Versagenslast von 60 Tonnen überstieg. Diese Versuche belegten eindrucksvoll die Zuverlässigkeit der statischen Berechnungen und die hohe Leistungsfähigkeit des Materials.

Architektur und Tragwerk

Die architektonische Gestaltung sowie die Tragwerksplanung stammen vom renommierten Büro Knippers Helbig, das die Möglichkeiten des Carbonbetons in eine klare, reduzierte Formensprache übersetzte. Die Brücke ist nicht nur funktional, sondern auch ein gestalterisches Statement für eine neue Generation von Infrastrukturbauten.

Nachhaltigkeit

Das Design der Fußgängerbrücke ist nicht nur technologisch bemerkenswert, sondern bietet auch erhebliche ökologische Vorteile. Im Vergleich zu herkömmlichen stahlverstärkten Konstruktionen reduziert die Brücke den Primärenergieverbrauch um rund 50 % und senkt die CO₂-Emissionen um 30 %.
Diese Einsparungen wurden im Rahmen einer Ökobilanzstudie durch die LCEE Life Cycle Engineering Experts GmbH validiert. Die Ergebnisse zeigen eine CO₂-Äquivalent-Einsparung von etwa 170 kg pro m², was einer Gesamteinsparung von rund 7,5 Tonnen CO₂-Äquivalent für das gesamte Bauwerk entspricht.

Durch den gezielten Einsatz von lediglich 190 kg Carbonbewehrung konnten zusätzlich folgende Materialien und Rohstoffe eingespart werden:

  • ca. 21.000 kg Sand und Kies
  • 4.000 Liter Wasser
  • 1.500 kg Stahl
  • 7.500 kg Zement
  • 9.000 kg Asphalt

Diese beeindruckenden Zahlen unterstreichen das Potenzial von Carbonbeton für eine ressourcenschonende und umweltfreundliche Bauweise – ein Meilenstein in Richtung nachhaltiger Infrastruktur.

Auszeichnung

Für diese innovative Bauweise wurde das Projekt mit dem Innovationspreis der Zulieferindustrie Betonbauteile 2016 ausgezeichnet – eine Anerkennung für die richtungsweisende Entwicklung und Umsetzung dieses Pilotprojekts.

Bedeutung für die Zukunft

Die Fußgängerbrücke Albstadt-Ebingen dient als wegweisendes Referenzprojekt für den Einsatz von Textil- und Carbonbeton im Brückenbau. Sie zeigt, wie sich mit innovativen Materialien nicht nur technische, sondern auch gestalterische und ökologische Vorteile realisieren lassen. Der geringe Materialeinsatz, die hohe Langlebigkeit und die nahezu wartungsfreie Nutzung machen die Brücke zu einem Vorbild für nachhaltiges Bauen im Infrastrukturbereich.